Philips N4504
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Ich habe bessere, interesantere,
schönere und auch leistungsfähigere Bandmaschinen. Von den vielen noch besseren, die ich nicht habe
einmal ganz zu schweigen. Aber an dieser
"kleinen" ist irgendetwas faszinierendes dran, was sie so anziehend
macht. Es ist mir egal was es ist. Ich mag diese Maschine einfach, sogar mehr
als die grosse Schwester N4422
(Natürlich doch nicht ganz so sehr wie meine lieben N4450, aber das ist etwas
ganz anderes)
3 Motoren
3 Köpfe
3 Geschwindigkeiten
Das ist die Magische 3 und damit die kürzeste Beschreibung dieser Maschine, die mit ihrem verhältnissmässig niedrigen Preis erstmals vielen Käufern den Erwerb eines Gerätes mit diesen Attributen ermöglichte.
Die N4504 hat eine ausgesprochen einfache, aber keine billige, Mechanik.
Neben der Andruckrolle, die mittels eines Elektromagneten angezogen wird, gibt es noch die Bremse, die aus nur einem Stück Plastik besteht und ebenfals durch einen, etwas kleineren Elektromagneten, bewegt wird. Diese Bremse, die eigentlich kaum ihren Namen verdient, ist wohl die einfachste, die je in einer Bandmaschine angewendet wurde. Aber genau darin liegt auch das Geniale der N4504: Diese Konstruktion braucht gar keine mechanische Bremse. Denn das Bremsen übernimmt eine einfache, aber ausgeklügelte Elektronik. Es gibt keine Bremsbeläge, die sich abnutzen können, keine empfindlichen Einstellungen. Der einfache Plastikbügel greift erst an die Spulenteller (genauer an den Riemen darauf), wenn sie schon fast stehen und da beginnt dann auch erst seine Aufgabe, nämlich zu verhindern, dass sich das Band beim Stillstand von alleine abrollt. Die eigentliche Bremsarbeit wird vom jeweils gezogenen Motor übernommen.
Die Motoren sind "kleine" Gleichstrommotoren, die mit ca. 24 Volt beim Spulen betrieben werden. Das nötige Drehmoment wird durch eine 1:3 Untersetzung angepasst. Werden solche Motoren aber (durch das ziehende Band) gedreht, dann arbeiten sie als Stromerzeuger. Der erzeugte Strom dient als Referenz für die Bremselektronik. Ein Transistor, der den Wickelmotoren über eine Diode Parallel geschlossen ist, leitet mehr oder weniger und stellt für den stromerzeugenden (gezogenen) Motor eine Kurzschlussstrecke dar. Dadurch bremst dieser, so wie ein überbelasteter Generator.
Von Links nach Rechts: rechter Wickelmotor, Capstanmotor,
Andruckmagnetspule, linker Wickelmotor
Der Capstansmotor ist ebenfalls ein Gleichstrommotor und hat einen eingebauten Geber für die Istgeschwindigkeit, mit dessen Signal die Steuerelektronik die Bandgeschwindigkeit konstant hält. Der Motor läuft so gut, dass das Schwungrad leicht gehalten ist. Das verkürzt die Einregelzeit beim Wechseln der Geschwindigkeit.
Die Lager der Spulenteller sind aus Kunststoff. Ich habe aber noch keines gesehen, das zuviel Spiel hatte. Zum Einstellen der Höhe braucht man Kreuzschlitzschraubendreher und einen 1,5 mm Imbus Schlüssel.
Lager des rechten Spulentellers
Die Bandführungshebel haben keine direkte Wirkung auf Bandzug, sie führen das Band nur. Im laufe der Produktion bekam der linke Hebel einen Kontakt, der nur bei Wiedergabe im Bedarf die Bremskraft (des linken Motors) drosselt. Beim Spulen haben die Bandfühlhebel keine regelnde Wirkung. Deswegen kann man auch getrost ein Band direkt von einer Spule zur anderen Wickeln. Es wird genauso stramm aufgewickelt und ist sogar "gesünder" für das Band, da bedeutend weniger Reibung durch die Bandführungen auftritt.
Die Tonköpfe sollen ein "langes Leben" haben, also sind sie mit "Longlife" bezeichnet. Näheren Angaben darüber bin ich bisher nicht begegnet, aber so sehen sie aus:
Jeder Kanal hat eigene Aufnahme- und Wiedergabeverstärker. Der Aufnahmeverstärker ist, bis auf eine Transistorvorstufe um das IC TCA220 aufgebaut, genauso der eingebaute Kophörerverstärker, der in Lautstärke und Balance einstellbar ist. Eigene Endstufen hat die N4504 nicht, genauso wie keines der Philips N45xx Reihe. Der Wiedergabeverstärker ist mit Transistoren aufgebaut und hat am Ende eine DNL Rauschbegrenzerschaltung (Zwei Steckmodule vor der In/Out Buchse). Diese ist nur bei Wiedergabe wirksam und das sogar recht gut. Die Aufnahme selbst wird dadurch nicht verändert, wie es bei anderen Rauschbegrenzersystemen üblich ist. Die Elektronik wird aus dem Netzteil mit einer geregelten Spannung von 16 Volt gespeist. Ansonsten ist eine recht typische Philips Platine, die mit jeweils angepasster Bestückung in allen Geräten dieser Serie benutzt wird.
Schöne, grosse, beleuchte VU Instrumente lassen
sich gut anschauen und ihre Anzeigegeschwindigkeit ist gut bemessen. Die Bandlauftasten
sind einfache, rastende, sich gegenseitig auslösende elektrische Schalter ohne
irgendeinen direkten Einfluss auf die Mechanik. Eine
Fehlbedienung ist, bei heiler Elektronik nicht möglich. Jede Funktion kann, ohne
den Umweg über die Stoptaste, direkt angewählt werden. Die restlichen Kippschalter sind etwas
anfällig und sollten
vor Überbelastung geschont werden. Gebrochene Kippschalter sind wohl die am häufigsten anzutreffenden
Mängel.
Neben den drei Geschwindigkeiten gibt es
als Ausstattung nur noch die Möglichkeit der Hinterbandkontrolle. Dazu dient
der "Monitoring" Schalter, bei dem "A" After Tape, also
Hinterband und "B" Before Tape also Vorband, bedeutet. Japaner haben
diese Stellungen ja auch "Tape" (=Hinterband) und "Source"
(=Vorband) genannt.
Wer
Ausstattung und viele Knöpfe wollte (und auch das Geld dafür hatte) war mit
den grösseren N4422 und N4506/4515
Modellen besser bedient.
Die N4504 wurde im laufe der Produktion mehfach geändert, sowohl elektronisch, als auch (aber weniger) mechanisch. Meine drei sind neuerer Produktion, deswegen kann ich über die älteren Versionen nicht viel es Sagen. Eine Liste der ganzen Änderungen sind am Ende des originalen Service Manuals aufgelistet. Von Aussen erkennbar sind aber zwei Stufen, die eine an der Aufnahmetaste, die erst ganz-, dann nur noch zur Hälfte rot war, die zweite an den Umlenkrollen, die erst dünner waren und dann dicker wurden. Aber auch die Platine wurde mehrere male geändert und vor allem an der Schaltung für das Stoppen bei Bandriss gearbeitet.
Die Aufnahmequalität ist sehr gut, aber es ist ja Philips, da ist das normal. Mit dem Schalter für Hinterbandkontrolle kann man das auch sehr gut kontrollieren. Um in diesen Genuss kommen zu können braucht man einen Verstärker der eine Monitortaste hat und muss auch mit einer zweiten DIN Leitung beide Monitorbuchsen miteinander verbinden. Für eine Verbindung an einen Verstärker mit Cinch Buchsen gibt es einen gesonderten Artikel.
Lobenswert sind noch die Dreizacks. Diese sind aus Metall, gut zu hantieren, halten die Spulen gut und rasten sehr exakt.
Neben der grossen Serie (N4506/4515/4422) gab es auch einige Variationen der N4504 selbst:
N4512:
Das gleiche Gerät, jedoch ohne DNL Rauschbegrenzeung, optischer Unterschied ist
nur die fehlende Taste dafür.
N4420: Hier wurden Stereo Verstärker und Lautsprecher eingebaut. Es sind
hier die gleiche Endstufen und auch die gleichen Lautsprecher wie bei der N4422 benutzt. Um die
dadurch anfallenden vielen Regler auf die Frontplatte zu bekommen, wurden Schieberegler
anstatt der Drehpotentiometer verwendet. Die DNL Schaltung wurde beibehalten.
N7125: Diese Variante bekam eine halbe Alufront und ist sonst mit der
N4512 identisch. Dieses Modell ist fast unauffindbar rar. Daraus lässt sich
schliessen, dass die neue Front ein letzter, leider ungelungener, Versuch war,
den Verkauf zu später Stunde doch nochmal anzukurbeln. Über das Design könnte
zwar gestritten werden, aber das geht leider kaum, da nur wenige diese Maschine
je gesehen haben. Hier kann sie jeder sehen:
http://www.tonbandwelt.de/
Galerien/Grossbildgalerie/ Seite 31
(übrigens eine bessere N4504 Seite als diese)
Bei allen Geräten dieser Serie wurde das gleiche Chassis und die gleiche Haputplatine, die aber jeweils mit angepasster Bauteilbestückung, verwendet.
Diese Serie wurde durch die N7150 abgelöst. Welche zusammen mit der N7300 und der N4520 die letzten Bandmaschinen von Philips wurden. Die ersten beiden sind fast vollkommen aus Kunststoff gefertigt. Die N4520 wird demnächst separat behandelt und ist eine Klasse für sich.
Selbstverständlich gibt es auch einiges zu beanstanden:
Einige Bauteile auf der Platine sind ungenügend gekült und werden heiss.
Das billig wirkende Plastikgehäuse verdeckt die wahre Qualität im Inneren.
Die Bandzughebel bremsen das Band durch zu hohe Reibung, es wäre besser wenn sie durch Rollen ersetzt worden wären.
Und wenn man unbedingt mehr kritisieren will, dann kann man noch sagen, dass die DIN- und Netzkabelbuchsen recht schwer zugänglich sind.
Das ist dann aber auch schon alles.
Wer Probleme mit dem Anschluss dieser Maschinen an Verstaerker mit Cinch Buchsen hat, der möge hier nachsehen