Beheben der häufigsten
Laufwerkprobleme an den Philips Bandmaschinen
N4510 & Co
(N4510, N4511, N4418, N4419)
sowie der N4450
Oder: Wenn die Tasten und Spulenteller spinnen.
...dann könnte es z.B. so aussehen:
Im Normalfall dürfen
die Tasten nicht doppelt oder dreifach leuchten, ausgenommen REC und PAUSE oder
REC und PLAY.
Außerdem müssen alle Tasten mit der STOP-Taste abgeschaltet werden können.
Zudem dürfen beim Einschalten des Netzschalters weder irgendeine Taste
leuchten, noch sich die Motoren drehen oder sogar die Andruckrolle bewegen.
Andererseits kann es auch sein, das eine (oder mehr) Tasten(n) garnicht
reagiert/reagieren.
Wenn irgendeiner dieser Fälle auftritt, liegt ein Fehler in der Elektronik vor,
und zwar der bei dieser Baureihe bisher am häufigsten bekannt gewordene. Wie
man das wieder in Ordnung bringt, steht auf dieser Seite.
Zu beachten nur bei der N4450: eine der beiden PLAY Tasten leuchtet immer
etwas schwach mit und zeigt so die zuletzt gewählte Laufrichtung an. Das ist
natürlich kein Fehler.
Anmerkung zum Text: Im weiteren wird für die Modelle N4510/N4511/N4418/N4419 nur die Bezeichnung N4510 benutzt.
Aber zuerst Vorsicht
Bitte beachten:
1. Netzspannung ist gefährlich, in den Geräten befinden sich
frei zugängliche Teile an denen diese anliegt.
2. Unbedingt zu allererst den richtigen (!!!) Netzstecker
ziehen!
3. Netzspannung liegt (bei eingestecktem Netzstecker auch beim
ausgeschalteten Gerät) an am: Netzschalter, Spannungswähler, Trafo. Diese
Teile bitte erst finden und ansehen. Danach ist es empfehlenswert, die Finger
davon zu lassen.
4. Vor der "Konfrontation" mit dem Gerät, diesen
Text bitte erst ganz zu ende lesen!
5. Um Schäden an Schrauben und auch am Gehäuse
zu vermeiden, unbedingt passende Schraubenzieher verwenden.
6. Wenn gelötet werden soll, dann richtig. Bei ungenügend vorhandener
Erfahrung, diese erst an anderen Platinen aneignen.
7. Beim Umgang mit dem Gerät immer vorsichtig und langsam hantieren. Wenn etwas
abbricht, gibt es nur schwer oder garkeinen Ersatz. Auch bei einem schrillen
Aufruf zum Essen zu kommen (oder zu etwas ganz anderem), Ruhe bewahren und erst
Gerät und Teile sorgfältig aus den Händen lassen.
8. Gebrochene Kabel sind auch
sehr oft Anlass zu Verdruss und besser schon vorher zu vermeiden. Also,
Baugruppen an denen Kabel befestigt sind so wenig wie möglich bewegen, so das
die Kabelenden möglichst wenig hin- und her gebogen werden.
Diese Geräte haben eine schon fast
digitale Laufwerksteuerung. Sie besteht unter anderem hauptsächlich aus den,
doppelt vorhandenen, Flip-Flop (FF) Modulen:
Mit "Modul" sind kleine steckbare Platinen gemeint, die verschiedene
elektronische Baugruppen beinhalten. Die sogenannte "Modulbauweise"
kam in den 1970'ern bei vielen Elektronikfirmen groß in Mode. Vor allem wurde
sie in Farbfernsehgeräten angewendet. Das brachte eine Verkleinerung der
Hauptplatinen mit sich, weil, wie beim Häuserbau, in die Höhe gebaut wurde,
man konnte aber auch, ohne
neuen Entwicklungsaufwand, die gleichen Module bei mehreren Modellen benutzen. Gepriesen wurde jedoch vor allem der große Schritt
in der Servicefreundlichkeit, denn es war eine große Erleichterung für die
Servicetechniker, die schnell, ohne größere Fehlersuche, die Platinen einfach
austauschen konnten. Größere Module wurden in den Servicezentralen der Firmen
repariert und es gab sie im Austausch, kleinere, wie die hier vorliegenden
wurden einfach entsorgt, bzw. wie es damals noch hieß, weggeschmissen. Diesen
Luxus haben wir natürlich bei unseren Bandmaschinen heute nicht mehr.
So sieht eines der Module aus:
FF Modul N4510 mit 3 FFs
FF Modul N4450 mi 4 FFs
Flip-Flop (FF) bezeichnet eine Schaltung, die sich etwas "merken" kann, es sind zwar nur die 2 Zustände "ein" und "aus" (flip und flop), aber trotzdem basiert, auch die noch so modernste, Computertechnik auf dieser einfachen Schaltung. Da ist es dann ein 1 Bit Speicher und 8 davon nebeneinder wären schon ein Byte. In unserem Fall haben wir auf den Modulen je 3 bzw. 4 (N4450) FFs, also insgesammt 6 oder 8 (N4450), die sich "merken" welche Taste zuletzt gedrückt wurde. 5 davon sind den Tasten <<, >, >>, REC, PAUSE zugeordnet, einer steuert den Bremsmagneten. Bei der N4450 muss noch der Mittenmagnet und die 2. Andruckrolle angesteuert werden.
Bei anderen Bandmaschinen wird der vom Bediener gewünschte Betriebszustand durch die Rastung der Tasten "gespeichert". Dazu braucht man Tasten, die solange eingedrückt bleiben, bis sie, meistens durch die STOP-Taste, wieder befreit werden. Bei den hier behandelten Geräten haben wir aber nur Tipptasten, die ohne Fingerdruck sofort wieder hochspringen. Also muss der vom gewünschte Betriebszustand anders "gespeichert" werden. Genau das machen die Flip-Flops. Das der jeweiligen Taste zugeordnete FF schaltet durch den Tastenkontakt ein und bleibt solange eingeschaltet, bis es wieder ausgeschaltet wird. Meistens verfügen FFs über einen 2. Eingang, dem RESET-Eingang, dieser dient quasi zum ausschalten. Philips hat es hier aber anders gelöst. Die FFs haben jeweils nur einen Eingang, der über die Tasten mit einem positiven Impuls eingeschaltet. Ein negativer Impuls am selben Eingang schaltet das FF wieder ab. Dieser negative Impuls Wird sowohl von der Stop-Taste, als aber auch beim Einschalten eines jeden FFs über eine Schaltung erzeugt. So werdem, egal welche Taste gedrückt wird, zuerst alle FFs abgeschaltet. Dadurch wird verhindert, das gleichzeitig 2 oder mehrere FFs eingeschaltet werden und so z. B. beide Motoren auf Umspulen geschaltet werden können.
Die Steuerung der Motoren und E-Magnete erfolgt über die Ausgänge der FFs und nicht mehr direkt über die Tastenkontakte.
(Anmerkung: FFs sind, wie schon erwähnt, eine elektronische Art Speicher. Bei anderen (älteren) Geräten wie Revox A77, Braun TG 1000, Saba 600 u. A. wurde das elektrisch mit Relais bewerkstelligt, die sich über ihre eigenen Kontakte "hielten". Natürlich war das teurer und brauchte mehr Platz. Sinn des Ganzen bei allen ist, dass alle Bandlauffunktionen fernsteuerbar werden, wenn es keine Rastenden Tasten mehr gibt.)
Geht aber nun ein FF kaputt (es besteht hauptsächlich aus 2 Transistoren) dann behält das FF meistens den eingeschalteten Zustand (da meist der für das Einschalten zuständige Transistor einen Kurzschluss bekommt) und kann nicht mehr ausgeschaltet werden. So kommt es dann vor, dass sich ein Spulenteller sofort dreht, wenn das Gerät eingschaltet wird. Die Lampen in den Tasten zeigen solche Fehler durch ständiges Leuchten meistens mit an, siehe 1. Bild. Eigentlich sorgt eine kleine Schaltung dafür, das alle FFs beim Einschalten der Netzspannung in den "aus" Zustand geschaltet werden, das geht jedoch nur bei heilen FFs.
Da dieser Fehler, vor allem in letzter Zeit, sehr oft auftritt, ist eine kompletter Wechsel aller Transistoren auf beiden Modulen zu empfehlen. Allerdings braucht man dazu, die schon lange nicht mehr hergestellten, PNP Germaniumtransistoren AC 128. Es sind die mit dem zylindrischen Metallgehäuse:
FF Modul N4510
Die anderen
3 bzw. 4 (N4450) schwarzen Transistoren sind übliche NPN Universaltypen, bei deren
Beschaffung es keine Probleme geben dürfte. Es können sein: BC
238, BC 547, BC 548, BC 546
und verschiedene andere. In älteren Geräten wurde der etwas eckige Typ BC 147
verwendet (siehe Bilder Unten), der dann im Laufe der Produktion durch den Typ BC 547 ersetzt wurde.
BC 147 & Co (die "Eckigen") haben ein häufig auftretendes Alterungsproblem, siehe dazu hier.
Anstelle des AC 128 kann auch AC 151 benutzt werden. Im Bild unten ist der
Mittlere so einer:
FF Modul N4510
AUSBAU DER MODULE N4510
Die FF Module befinden sich beide auf der Steuerplatine, die hinter den Steuertasten angeordnet ist. Es sind die beiden größeren:
Um die Steuerplatine zu erreichen muss das Bedienteil abgeschraubt werden. Wie das geht steht hier.
Man kommt besser an die Platine heran, wenn man den ganzen Elektronik/Bedienblock vorsichtig(!) herauszieht und vor das senkrecht stehende Gehäuse legt, ungefähr so:
Die meisten Bandmaschinen dieser Serie haben auf den Steuerplatinen 6 Module, andere, neuere dagegen nur 4. Die Platinen haben dann zwar noch die Bohrlöcher für die Module, aber durch eine Vereinfachung der Schaltung wurden sie nicht mehr gebraucht. Diese Geräte sind eher selten. Ausserdem ist es für dieses Thema egal, die beiden Flip-Flops gibt es in jedem Fall.
AUSBAU DER MODULE N4450
Bei der N4450 braucht nur die Rückwand abgeschraubt zu werden. Dann sind die beiden FF Module schon auf der Steuerplatine zu sehen:
Diese brauchen dann nur noch herausgezogen zu werden. Hier noch etwas größer:
REPARATUR
Wie bereits gesagt empfielt sich das Wechseln aller Transistoren auf beiden Modulen. Wer lieber gezielt arbeiten und nur den/die Fehler genau lokalisieren möchte, muss wissen welches FF für welche Funktion zuständig ist.
Zunächst für die N4510:
Die Module sind auf der Steuerplatine mit U201 und U202 bezeichnet. Die Pfeile zeigen auf jeweils einen BCxxx und einen AC 128, die je im Paar ein FF bilden.
Und so sind die Transistoren aufgeteilt:
U201
A: <<
B: >>
C: >
U202
D: REC
E: Bremse
F: Pause
Und Hier für die N4450
Hier sind die beiden Module als P205 und P206 bezeichnet:
Und so sind die Transistoren als FFs gepaart:
Die jeweiligen Funktionen der FFs:
P205:
A: Pause
B: Bremse
C: >>
D: <<
P206:
A: REC
B: Mittenmagnet
C: >
D: <
Wechseln der Transistoren: (wieder alle Modelle)
Man kann beide Module gegeneinander austauschen, denn sie sind identisch. Ist ein Fehler vorhanden, wird dieser natürlich mitwandern. Leuchtet z. B. erst nur die "<<" Taste ständig, würden nach dem Tausch die REC Taste ständig leuchten (anders bei N4450). Es macht vielleicht Spass, aber bringt eigentlich nicht so sehr viel.
Wer alles wie im Original behalten möchte, wird sich die Mühe machen,
passende Germanium-Transistoren zu finden. Bei verschiedenen Versandhäusern
werden sie noch recht günstig angeboten.
Wem das aber nicht zusagt, der kann mit Siliziumtransistoren
experimentieren.
Ein kurzer Test mit zwei BC 327-40 zeigte, das es geht. Getauscht wurden bei einer N4510 die Transistoren für >> und >. Allerdings, wie gesagt, nur ein recht kurzer Test. Meist hat man aber diese Typen eher zur Hand als die alten Veteranen. So kann man zumindest den Fehler genau lokalisiseren und sogar auch beheben. Wenn dieser dann wider Erwarten doch nach einiger Zeit auftritt, weis man ja wie es geht.
Anmerkung zu Transistorbeinchen:
Transistoren haben für gewöhnlich 3 Beinchen: Kollektor, Emitter, Basis. Da Kollektor im Englischen Collector geschrieben wird, werden die Beinchen denn auch mit C, E und B abgekürzt. Darüber gibt es sehr viel im Internet zu lesen. Für unseren Fall sind 2 Punkte absolut wichtig: Es muss ein elektrisch passender Transistor sein und das richtige Beinchen muss in das richtige Lötloch. Die Beinchen sowohl der hier verwendeten BC als auch der AC transistoren sind in einem rechtwinkligen Dreieck angeordnet. Obwohl alleine schon durch die Dreiecksanordnung die Beinchen festgelegt sind, haben AC Transistorn meistens noch einen roten Punkt neben dem Kollektor.
Passend dazu auch die
Bohrlöcher auf der Modulplatine:
(Im bild zu sehen ist ein N4510 Modul, aber es sollte auch genug Infos zu den
Modulen der N4450 geben)
Die BC Typen haben die gleiche Anordnung der Beinchen im Dreieck. Es gibt aber auch solche, bei denen die Beinchen in einer Reihe (auf "Deutsch": "Inline") angeordnet sind. Dann muss das Bein in der Mitte in Richtung Rundung des Gehäuses nachgebogen werden. Auf dem Bild sollte das zu sehen sein:
Und von der anderen Seite sieht das dann so aus:
Noch ein Hinweis auf die
Module generell: Diese sitzen gerne fest im Steckplatz. Dabei kann als
Anleitung nur gesagt werden: "Vorsicht!!!"
Keines der kleinen Module in Philips Bandmaschinen ist sonst irgendwie
verschraubt oder durch irgendwelche Laschen befestigt. Das einzige was hält
sind die Steckkontakte. So kann man nur durch vorsichtiges Wackeln beim Ziehen
versuchen Stecker und Modul zu trennen. Zieht man stark an einem festen Modul
und es löst sich plötzlich, kann durch die übermenschliche Kraft, die sich
in dem Moment der Befreiung irgendwie entladen muss, leicht die kleine
Modulplatine brechen. Also stark aber weich angehen. Dieses Paradoxon gibt es
im Leben anderswo auch sehr oft, das ist aber ein ganz anderes Thema. Die
Module können nicht verkehrt eingesteckt werden, aber man kann sich zum einen
an den Bildern, zum anderen an den Modulen "nebenan" schlau machen,
die Bauteile schauen bei allen Modulen in die selbe Richtung.
Zum Schluß noch ein Ausschnitt aus einem Service Manual über Änderungen bei laufender Produktion: