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Philips N 2510

DER ERSTE Hi-Fi CASSETTEN RECORDER DER WELT

(und somit der zweite Schritt der Execution der Todesstrafe für die grossen Bandmaschinen. Der erste Schritt war mit der Einführung der Chromdioxid Cassetten schon getan)

Der Konstruktör der Compact Cassetten (CC), Philips, hat von Anfang daran gewerkelt, dieses System vom Diektiergerät zum Bestandteil guter Salonanlagen aufsteigen zu lassen. Dass dieser Aufstieg in den 70ern schon recht gut voran ging, reichte den Philips Mannen wohl nicht, so dass sie dann auch noch die Compact Disk (CD) erfinden mussten. Das Duo CC-CD schaffte es mit grossem Erfolg, Schalplatte und Tonband von den Produktionsanlagen und somit auch von den Ladenregalen zu verbannen. Die technische Unbegabtheit der meisten (natürlich nicht aller) Frauen gegenüber offenen Spulen war bestimmt mit ein sehr wichtiger Faktor in diesem Krieg gegen die Bandmaschinen. Obwohl sich Frauen in einer grossen Bewegung der Emanzipation befanden und der Unterschied Männerarbeit-Frauenarbeit längst in der Geschichte verschwunden war, waren sie einfach nicht für das Einlegen der Bänder in die grossen Maschinen zu überzeugen. Und das trozt ihrer besseren Begabung für anstrengende Fummelarbeiten, aufgrund ihrer einfach feineren und auch feinfühligeren Hände. Trotzdem bin ich für die Emanzipation! 
Na ja, egal. So sieht also der erste Hi Fi CC Recorder aus:

Er wurde so um 1974 herausgebracht. Kurze Zeit später als die DNL Schaltung, die vorher erst einmal das Bandrauschen der CCs auf erträgliches Niveau senken sollte. Mit einem besseren Tonkopf und komplizierterer Elektronik konnten, auf Chromdioxid Cassetten, bis zu 12500 Hz, bei einem Ruhegeräuschspannungsabstand von 48 dB,  gebracht werden. Die Mechanik ist fast genau die gleiche wie die, die in dem ersten CC Recorder, 1963, benutzt wurde.  Zum Einhalten der DIN 45500 musste nur für den Gleichlauf und die Geschwindigkeiteinhaltung etwas getan werden. So wurde ein Motor mit eingbautem Tachogenerator benutzt. Mit diesem war das Problem der Geschwindigkeitsabweichung gelöst. Ausserdem wurde die Masse des Schwungrades vergrössert, was ausreichend guten Gleichlauf ergab. Dazu trug auch die neue magnetische Friktionskupplung ihren Teil bei, sie ersetzte die bis dahin verwendete, klassische, Filzkupplung. Der Übergang von der Einknopfbedienung zur Tastenbedienung war vorher schon getan. Das war aber auch nichts anderes, als eine Ergänzung des selben Chassis um einen Tastensatz. Der Hebel, der vorher mit dem einen Knopf bewegt wurde, wurde nun mit den Tasten in die drei verschiedenen Positionen gedrückt. Zur gleichen Zeit lief auch die Produktion von Geräten mit Einknopfbedienung weiter (siehe N 2209) und das Chassisblech war  genau das gleiche, wie auch viele anderen mechanischen Teile, darunter Friktionskupplung, Kopfschlitten, Andruckrolle, Bremsen, Zwischenräder usw. Eine Endabschaltung war vorher bei anderen Modellen auch schon durch einen neuen Drehkontakt unter dem rechten Spulenteller und etwas Elektronik gelöst. Aber bisher wurde nur der Motor gestoppt. Jetzt kam noch ein Elektromagnet unter den Tastensatz, der die Tasten am Ende der Cassette entriegelte. Die Steuerelektronik war so ausgelegt, dass bei Netzausfall, also auch beim Ausschalten des Gerätes, eventuell gedrückte Tasten entriegelt wurden. Somit wurde die Andruckrolle geschont, eine Philips Feinheit. Als Luxus wurde ein Zählwerk mit Nullstellungskontakt benutzt, womit eine Null-Stop Funktion ermöglicht wurde. Diese wird über einen Taster angewählt und als Speicher ist ein (diskret, ohne ICs, aufgebautes) Flip Flop vorhanden. Es wird mit jedem Übergang zur Stop Position zurückgeschaltet.  Die Benutzung ist daher etwas umständlich, da man die Taste immer wieder neu drücken muss. Läuft das Zählwerk während einer Aufnahme zufällig in die "000" Stellung, so wird auch dann auf Stop geschaltet, wenn diese Funktion vorher gewählt war. Bei späteren Modellen wurde die Null-Stop Funktion bei Aufnahme ausser Betrieb gesetzt. Eine beleuchtetes Feld, mit der Inschrift "Memory Stop", zeigt den Zustand an. Zwei andere Felder die automatisch erkannte Bandsorte. Dabei ist das Anzeigefeld für Chromdioxid mit dem Schriftzug "Hi Fi" unterlegt. Ein weiteres Feld zeigt an, ob die DNL Schaltung aktiviert ist. Die beiden grossen, symmetrischen VU Meter sind die gleichen, wie die bei der ganz grossen N4450  (später auch bei N4504 & Co) benutzten und zeigen auch bei Wiedergabe an. Leider sind die Instrumente schon aus Japan. Auf die Idee, einen Kopfhörerverstärker einzubauen, war man damals anscheinend noch nicht gekommen. Aber dafür gibt es ein Mischpult mit zwei getrennten Schiebern für den Mikrofoneingang und einen für den Radioeingang. Ist also die Balance des Radiosenders nicht ganz in der Mitte, muss auch so aufgenommen werden. Wohl eher eine Massnahme im Sinne einer einfacheren Bedienung, als eine Sparmassnahme, denn das Gerät macht ingesammt nicht den Eindruck, als wollte man ein Billiggerät bauen. Alleine schon die verchromten Rahmen der Signalfelder sind doch Beweis genug dafür, seien sie auch "nur" verchromtes Plastik. Leider macht das schöne Äussere keinen sehr soliden Eindruck, es ist eben viel Plastik benutzt. Trotzdem machen die vielen Alu Verkleidunden einen insgesammt recht vornehmen Eindruck. Eines der damals typischen Philips Leiden, das sehr empfindliche Kassettenfach gibt es natürlich auch hier. Im Inneren ist aber, ganz im Gegenteil dazu, alles sehr solide. Fast kein Kunststoff, alles starkes Blech und auch alles geschraubt und nicht einfach nur gesteckt, eine wahre Augenweide. Schaltungstechnisch ist das N 2510 stark an die grossen Brüder angelehnt. Es gibt ein Mischpult mit zwei Eingängen und sogar getrennte Verstärker für Aufnahme und Wiedergabe. Die Motorsteuerung ist sehr aufwendig, wie auch die Schaltung für die Bandendabschaltung. Die Elektronik wird über ein geregeltes Netzteil gespeist. Einziges Minus: Es fehlen jegliche Pegelregler. Nur für die VUs gibt es davon je eins. Die Vormagnetisierung wird mittels Spulenkernen eingestellt. Eine "Monitorbuchse" war eine Neuheit bei CC Recordern. Hier ist ständig ein Ausgang vorhanden. So kann man bei Aufnahme über einen Verstärker mithören, oder das N 2510 als Mischpult benutzen.

Und so sieht das N 2510 ohne Kleid aus, die Konstruktöre brauchten hier wohl nicht zu sparen:
(Die Platine ist hochgeklappt)

Leider ist es nicht mehr der Originaltonkopf, der hatte auf dem Etikett oben noch "Hi Fi" aufgedruckt gehabt, war aber schon total abgenutzt.

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