SICHERUNGEN
IN PHILIPS NETZTRAFOS
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Entschliesst man sich einen Eingriff, wie hier beschrieben, vorzunehmen, dann bitte erst zu ende lesen, gegebenfalls nachfragen, aber auf jeden Fall erst den Netzstecker ziehen.
Hat man mal ein Philips Geraet, bei dem der Netztrafo defekt zu sein scheint,
dann auf keinen Fall gleich aufgeben und entsorgen! So ein Trafo kann natürlich
auch selbst unheilbar zerstört sein, aber sehr haeufig liegt es nur an der
Thermosicherung,
die sich irgendwie im Trafokörper befindet. Sie ist aber immer so sehr schön
versteckt eingebaut, dass man es schwer hat, sie überhaupt zu sehen.
Erschwerend kommt hinzu, dass die Existenz so einer Sicherung in den Geraeten in
keiner Weise angedeutet wird. Man
muss schon ganz gewissenhaft danach suchen, um sie auch finden zu können. Das
hier beschriebene gilt nur für die Trafos, die
in die Philips Geraete aus europaeischer Fertigung eingebaut sind und sich z. B. in allen Bandmaschinen
und auch vielen anderen Geraeten (von Philips aber auch z. B. in einigen
Blaupunkt Hi Fi Geraeten) befinden. Trafos in Geraeten fernöstlicher Herkunft
(diese sind und bleiben für mich Billiggeraete, denn sie werden ja dort gebaut,
weil es da eben billiger geht) sind meistens anders
und sehr verschieden aufgebaut, so dass man dazu
kaum etwas generelles aussagen kann. Wenn dort solch eine Thermosicherung überhaupt
eingebaut ist, dann ist es auf jeden Fall sehr viel schwieriger, sie zu
reparieren. Die Formen der Trafos müssen in etwa denen auf
den Bildern entsprechen. Markant ist das, meistens, aber nicht immer,
verwendete, Blau der Folien, die um die
Spulen gewickelt ist. Das scheint bei Philips irgendwie Tradition gewesen zu
sein. Überhaupt scheint da ein Blauliebhaber gewesen zu sein, denn die schönen
Valvo Elkos waren ja auch in blaue Folien gewickelt.
Hat man die Sicherung im Trafo gefunden, kann man sie
ausbauen und
durch löten wieder funktionstüchtig machen. Wie, das ist auf den folgenden
Bildern zu sehen. Natürlich ist aeusserste Vorsicht geboten, sie befindet sich ja unter
den Spulenwicklungen, die wir auf keinen Fall zerstören dürfen. Die
Sicherungen sind immer im Primaerkreis des Trafos, also zwischen oder vor die
Spulen geschaltet, die an der Netzspannung angeschlossen sind. Deswegen:
Bitte, als allererstes unbedingt den Netzstecker ziehen!
Auf dem ersten Bild ist so eine ausgebaute Thermosicherung zu sehen. Links
so wie komplett aussieht, rechts mit abgezogener Hülle, die in diesem Fall beim
Ausbauen aus dem Trafo lieber dort bleiben wollte. Da man die Hülle zum Löten
sowieso abnehmen muss, ist es kein Problem, dass sie im Trafo geblieben ist. Das
ist auch, in Bezug auf die Spulen, sicherer für den Trafo. (die
Anschlussdraehte können bei anderen Trafos verschieden lang sein)
In den Sockel sind einfach zwei Draehte eingelassen, die an ihren oberen Spitzen
zusammengelötet werden. Steigt die Temperatur so sehr, dass das Lötzinn
schmilzt, trennen sich beide Draehte durch ihre Federkraft. Die Sicherung ist
dann "durchgebrannt", der Trafo scheintot. Die Hülle kann, wird sie
mit einem dünnen Schraubenzieher am Sockel leicht angehoben, nach oben
abgezogen werden. Dabei muss man sehr vorsichtig sein, um die sehr dünnen
Draehte nicht zu verbiegen! Danach können beide Draehte wieder zusammengedrückt
und gelötet werden. In solchen Situationen kann es vorteilhaft sein, wenn man
der Dame des Hauses vorher schon mal Blumen mitgebracht hatte. Dann wird sie
sicher der Bitte, die Draehte zusammen zu halten, mit weniger Meckern
entgegenkommen. So kann man beide Haende für das Löten benutzen.
Hier ein kleiner Trafo aus einem Cassettengeraet, mit leicht herausgezogener
Sicherung, die Anschlüsse sind abgelötet:
Auf den folgenden Bildern sind Sicherungen einiger Bandmaschinen in eingebautem Zustand zu sehen.
Bandmaschine N4504:
Im Bild links zeigt das blaue Viereck wo generell zu suchen ist, im rechten die
Sicherung selbst und unten ist dann alles nochmal ganz gross zu sehen:
Man darf jedoch auf keinen Fall die Spulenanschlüsse mit denen der Sicherung
verwechseln und an denen löten oder gar ziehen! Auf dem linken Bild ist der
schraege, etwas dickere Draht, links im Rechteck, ein Spulenanschluss. Man
muss sich davor hüten, diesen irgendwie zu strapazieren
Bandmaschine N 4450
In dieser Maschine ist ein Trafo mit etwas anderer Form eingebaut. Dem Alter
entsprechend ist hier noch kein Plastikkörper verwendet. Auch hier ist wieder
die Sicherung schön versteckt zwischen die Spulenlagen gesteckt:
Links ist das komplette Chassis der N4450 von Hinten zu sehen, der NF Blok
ist ausgebaut. Das Bild rechts ist ein Blick auf den Trafo von der (von
hinteren) rechten Geraeteseite, die Sicherung ist hier schon zu erkennen. Das
Bild unten ist dann noch einmal die Vergrösserung davon. Zum Auslöten der
Sicherung waere ein Durchschneiden der Anschlussdraehte in Erwaegung zu ziehen.
Nach dem Einbau könnten diese dann einfach mit etwas Draht wieder angelötet
werden. Auf diese Weise würden ein Überhitzen sowohl der Sicherung als auch
der Spulenlagen verhindert werden.
Bei manchen Trafos sind die Anschlussdraehte der Sicherungen so kurz angelötet, dass
man es schwer haben wird, sie abzulöten. Eine gute Pinzette könnte hier gute
Dienste leisten. Auch eine Entlötpumpe könnte das Ablöten der Draehte
vereinfachen. Hat man zu solchem Eingriff nicht den Mut, dann ist der Weg zu
einem Fachmann zu überlegen. Aber auch der wird meistens nichts von der
Existenz dieser Sicherungen wissen. Ein Tip, vorsichtig, ohne seine Berufehre zu
kraenken, könnte sehr vorteilhaft sein. Ich habe bisher in keiner Service
Doku von Philips irgendetwas über diese Sicherungen gefunden.
Eine Einfachlösung könnte auch sein, ohne an der Sicherung selber herum zu
fummeln, einfach die Anschlüsse mit einem Stück dünnen (!) Draht (Litze) zu
übebrücken, aber das ist nicht zu empfehlen. Andererseits könnten manche
behaupten, es waere manchmal die allerletzte Lösung und man könne doch nicht
das schöne Geraet nur wegen dieser blöden Sicherung für Schrott erklaeren. Ob
ich das schon mal gemacht habe? Offiziel muss ich diese Frage verneinen, aber
gesehen habe solch praktizierte Reparaturen schon.
Achtung:
Man
muss aber auf jeden Fall den Netzspannungswahlschalter kontrollieren, bevor man
das Geraet wieder an das Netz anschliesst.
Sehr oft ist ein (z.B. auf 110 V) falsch eingestellter Wahlschalter der Grund für
das Durchbrennen der Sicherung. Es waere doch schade, wenn sie gleich wieder
durchbrennen würde.
Alle Angaben auf dieser Seite sind nur für Leute bestimmt, die genug Erfahrung mit Arbeiten dieser Art haben. Jeder muss selbst entscheiden, ob er sich an ein Geraet herantraut und auch wie weit. Für durch Eingriffe entstehende Schaeden kann nicht gehaftet werden.
Für Fragen stehe ich jedoch gerne zur Verfügung.
Von Michael Zirke kamen folgende sehr wichtige Hinweise:
Zitat:
"einen
Hinweis hab ich nicht bei Deiner sehr ausführlichen Erläuterung gefunden:
Diese Temperatursicherungen gibt es als handelsübliche Ersatzteile in
verschiedenen
Ausführungen. Es sollte also immer der letzte Notausgang sein eine
durchgeschmolzene
Sicherung mit einer absolut zinnfreien Lötspitze zu verbinden. Der Schmelzpunkt
von
normalem Lötzinn liegt ja weit über 200°C und das Woodsche Metall in diesen
Sicherungen schmilzt bereits (je nach Ausführung) ab 70°C!
Es gibt auch noch eine einfachere Form der Temperatursicherung: Da wurde einfach
ein
Stückchen Woods Metall (was ja äußerlich nicht von normalem Lötdraht
zu
unterscheiden ist) zwischen zwei Lötösen welche direkt auf der äußeren
Lagenisolation
des Netztrafos aufgenietet waren eingelötet. Das ist aber gute 30 Jahre
her als ich mit
dieser Technologie Bekanntschaft machte.
Wieso dieses Material als
Woodsches Metall bezeichnet wird oder wurde kann ich Dir
auch nicht verraten. Vielleicht ist es lediglich so ein Namenshickhack wie bei
den
Zenerdioden die ja dann irgendwann offiziell nur noch Z-Dioden genannt werden
durften?
Ob Zener das so wollte ist mir eigentlich auch egal, aber wer war Wood?
Vielleicht der
Typ der diese Legierung erfunden hat? Das hatte mir noch nie Kopfzerbrechen
bereitet :-)
Wenn ich mich recht erinnere, wurden wir DDRler Anfang der 70-er Jahre mit
diesem
Zeug erstmals konfrontiert. Die damals aus der CSSR importierten Reiseempfänger
(auf
deutsch auch: Henkelmann, Kofferheule oder Schleppling) enthielten erstmals ein
fest
eingebautes Netzteil welches u.a. auch die eingesetzten Trockenbatterien
"regenerieren"
sollte. Diese Netztrafos waren anfänglich mit der "Lötbrücke"
versehen, später wurde
dann ein kleines Federblech mit Woods verlötet. Das öffnete natürlich
bedeutend
zuverlässiger bei Überschreitung der Wicklungstemperatur. Ich kann mich noch
entsinnen,
daß wir uns damals auch nur ziemlich verarscht vorkamen wegen so einer
"sinnlosen
Lötbrücke". Es dauerte eine Weile bis dann der "Groschen fiel"
und wie es so ist im
Leben, irgendwann gab es dann auch eine offizielle Serviceinformation durch den
Importeur. Und ich bin mir recht sicher, daß auch damals in den originalen
Schaltbildern
keinerlei Hinweis auf diese Sicherungen vorhanden war.
Von daher hatte ich mir gemerkt, daß eine solche "Rücklötsicherung"
durch die
Instandsetzung mit dem normalen Lötkolben unbrauchbar wird da besagtes
Woodsches
Metall sofort durch die an der Lötspitze haftenden Zinnreste verunreinigt wird
und wegen
dem nun erhöhten Schmelzpunkt seiner Sicherungsfunktion nicht mehr gerecht
wird. Also
bekam ein nagelneuer Lötkolben mit schön vernickelter Spitze extra für diesen
Zweck
einen Gleichrichter implantiert so daß er nun kein Zinn mehr schmelzen konnte
und also
zwangsweise sauber blieb.
Nun hab ich eben nochmal in meinem Lager gestöbert und festgestellt, daß ich
die von Dir
abgebildete Bauform nicht mehr vorrätig habe. Stattdessen benutze ich die heute
gebräuchlichen, kleineren und vollständig plastverkapselten Thermosicherungen
in den
Ausführungen für 250V/1A/85°C und 110°C bei einer Auslösetemperatur von ca.
112°C
bzw. 135°C. Diese Temperaturen werden im Allgemeinen von allen Wicklungen in
Trafos
oder Motoren schadlos überstanden. Es gibt aber auch Ausführungen mit
Auslösetemperaturen von 98° / 124° / 130° / 145° und 165° jeweils mit
einer Toleranz
von 2°C. Diese entsprechen maximalen ständigen Betriebstemperaturen von 70° /
95° /
105° / 115° und 130°C. Die mechanischen Abmessungen dieser Teile sind
einheitlich
B=5,2 x L=4,0 x H=2,2mm. Sollten das zu dick sein, kann man sicherlich
vorsichtig
etwas von der Gehäusemasse abschleifen - das wäre zu probieren - um sie in die
Wicklungstasche einschieben zu können. Die Anschlußdrähte sind mit L=50mm
ausreichend bemessen.
Diese Teile kosten nur Pfennige und man hat die Sicherheit einer definierten
Auslösung im
Gegensatz zum Risiko der Unwirksamkeit bei einer Reparaturlötung.
Die von Dir gezeigte Bauform trifft man auch noch z.B. in den Trafos einfacher
Akkulader
von älteren Bohrschraubern der Fa. Black&Decker an."
Ich danke
Michael sehr für diesen lehreichen Beitrag.