Ein Einfach schönes Gerät: Philips RH 712
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Ein Radio. Oder muss man es "Receiver" nennen und dann auch noch, um ganz amerikanisch zu sein, "Ress-ei-werr" aussprechen?

Diese Geräte wurden, wenn schon nicht mehr als "Radio"s, zumindest aber als "Steuergerät"e bezeichnet. Aber bei so hohem Hamburger Verbrauch und dann noch durch das viele Computer-Englisch musste ja alles mehr und mehr Englisch werden. Trotzdem ist es ein Radio. 
Wenn man meinen sollte, dass es ja eigentlich eine Tuner (übersetzt: "Einsteller") / Verstärker Kombination ist, dann bringt das auch nicht viel, denn die alten Röhrenradios hatten ja auch (fast) alle eine Tonabnehmerbuchse. Dem Plattenspieler dienten sie somit als Verstärker. Also waren es auch Kombinationen von Empfänger und Verstärker und wurden trotzdem "Radio" gerufen. 

Ausserdem hat dieser Begriff auch etwas Nostalgisches. Er wurde wohl auch deswegen verdrängt, weil die vielen japanischen Geräte kein Deutsch verstanden.

Das Philips RH 712 ist also in meinen Augen ein Radio und dazu ein sehr schönes. Es ist nicht herausfordernd, 2 x 20 Watt Sinusleistung sollten einem Durchschnittsbürger ja auch ausreichen. Und mit einer Tiefe von 21,5 cm passt es problemlos in schmale Regale, die es mit den ca. 5 kG Gewicht auch nicht sehr strapaziert. 

Pseudo-Quadrofonie, oder die, im damaligen Prospekt als "Thermometertasten" bezeichneten, UKW-Festspeichertasten, brauchten die Besitzer dennoch nicht zu missen. Und, um die seinerzeit noch vorhandenen, vielen Mittelwellensender leichter voneinander trennen zu können, ist sogar der MW Bereich in 2 Teile geteilt. MW war damals wohl noch eine ernstzunehmende Alternative zur UKW. Ein Feldstärkeanzeigeinstrument, garnicht Philips-üblich, stehend, hilft beim richtigen Abstimmen.   

Neben der blauen Beschriftung (ist irgendwie doch Mode gerade, oder?) bestimmen die vielen gelben Zeiger mit ihren Skalen das Gesammtbild. Mit ihnen kann man (laut Prospekt) "auf einen Blick" alle "wichtigen Betriebsfunktionen" überwachen. Man achte ausserdem auf die deutsche Beschriftung.

Wenn auch der Kern der Knöpfe aus Kunststoff besteht, aussenherum ist es Alu.

Doppelte Mittelwelle, so liegen, die inzwischen leider nicht mehr so zahlreichen, MW Sender weiter auseinander und beeinflussen sich weniger.

Die 5 Festspeichertasten, es sind gleichzeitig die Einsteller, und die "U-Hand" Taste lösen sich gegenseitig aus.

Was fehlt, ist das Schwungrad am Senderknopf, das macht dann doch einen etwas billigen Eindruck. Ausserdem wurde an Buchsen gespart. So gibt es z.B. eine Buchse, die sowohl für einen MD Plattenspieler als auch für ein Mikrofon gedacht ist. Beides gleichzeitig geht nicht, genausowenig wie der gleichzeitige Anschluss eines TB und eines Plattenspielers mit Krstallsystem. Als Entschädigung gibt es dafür eine doppelte Antennenbuchse für Nah- und Fernempfang. Passend zur Mode: Pseudoquadrofonie oder wie es bei Philips hiess: "Stereo-4".
Die meisten Geräte der Zeit hatten das, aber ich kenne kaum Jemanden, der es genutzt hat.

So sieht diese Schöheit von Innen aus:

Die Endstufenplatine:
(Die grossen Transistoren sind auf die U förmigen Kühlbleche (oben im Bild zu sehen) montiert.
Links die Gleichrichterdioden BY126

Siebelko und Lautsprecherelkos liegen versteckt unter der Platine:

Die Ferritantenne für MW und LW:

Die Potis der UKW Festsendertasten:

Der UKW Tuner Baustein. (das ist wirklichh ein Teil, das "tuned", nämlich die Empfangsfrequenz)
Darüber  ein Transistor der Endstufe (roter Pfeil), ein Japaner. Er hat eine andere Anschlussfolge und musste deswegen verdreht eingebaut werden. Mir unverständlich, warum Philips selber Transistoren baut, aber in seinen Geräten Japaner benutzt.
Der grüne Pfeil zeigt einen merkwürdigen Philips Transistor mit 4 Beinen. Es ist ein BR101, ein Doppeltransistor, der ähnlich wie ein Tyristor arbeitet. Man kann ihn aber im Bedarfsfall mit 2 NPN Transistoren nachbilden.

Die Klangregelplatine: Hier befindet ebenfalls der von der eigentlichen Endstufe unabhängige Kopfhörerverstärker. Das ist eine Seltenheit, normalerweise werden die Kopfhörer vom Lautsprecherausgang abgegriffen. Die Buchse liegt vorne ganz Links hinter einer Klappe, die im offenen Zustand die Lautsprecher abschaltet.

Sieht doch irgendwie etwas durcheinander aus.....

Und auch hier wieder die versteckte Thermosicherung im Netztrafo:

Und am Netzschalter liegen die 220 Volt Kabel offen, also vorsicht, wer einmal in so ein Gerät greift. Das war aber nun mal seinerzeit so üblich.

Zuletzt das Typenschild:

Und das Allerschönste an diesem Radio: Es ist ein Geschenk von Freunden aus Deutschland.

Vielen herzlichen Dank.......


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