Zweikanal-Historie

Die Geschichte des Zweikanaltones, später unter dem Begriff 'Stereophonie' bekannt geworden, begann bereits Mitte der 20er Jahre des vorherigen Jahrhunderts. Zunächst ging die Initiative von der Schallplatte aus, später vom Tonfilm. Der sog. Lichtton wurde ab 1929 angewandt: technisch gesehen wird der Tonstreifen mit einer zweiten Lichtquelle (neben der Projektorbirne) abgetastet, die sich innerhalb des Projektors befindet und deshalb normalerweise nicht sichtbar ist. Dabei fällt aus einer kleinen Birne ein Lichtstrahl durch den Tonstreifen auf eine Selenzelle. Die Selenzelle wandelt das auftreffende Licht in eine bestimmte Spannung um, und diese wiederum erzeugt einen Ton. Der Tonstreifen läuft also durch diesen Lichtstrahl hindurch. Je nachdem wie dick und steil die Zacken darauf sind, wird der Lichtstrahl moduliert, der auf die Selenzelle trifft, und entsprechend wird mehr oder weniger Spannung erzeugt und damit laut und leise, hoch und tief.

Die Amerikaner entwickelten dann das Philips-Miller-System: dieser Vorläufer des Magnettonverfahrens machte überhaupt erst Aufnahmen in Stereo möglich. Denn 1935 entwickelte der Amerikaner Dr. J.A. Miller ein System, mit dem Schall auf mechanische Weise auf Film aufgezeichnet wurde. Dieses Verfahren revolutionierte die Aufzeichnung und man konnte hier zum ersten Mal von HiFi-Qualität sprechen. Das Philips-Miller-System half vor allen Dingen den Rundfunkstudios sich ein Tonarchiv aufzubauen.

Lichtton und Phillips-Miller-Verfahren setzten sich jedoch nicht durch.

1933 wurde der erste dem menschlichen Hörempfinden nachgebaute Stereo-Kunstkopf vorgestellt und es war klar, dass die Zukunft der Stereophonie gehörte. Unklar war nur, welches System bzw. welches Verfahren geeignet erschien, um für die Verbreitung dieses neuen Hörerlebnisses zu sorgen.

Die Entdeckung der HF-Vormagnetisierung durch Hans-Joachim von Braunmühl (1900-1980) und maßgeblich durch Dr. Walter Weber (1907-1944) in der Tonbandtechnik (vermutlich April 1940) war es dann, die einen Dynamikumfang ermöglichte, der die Halbierung der Spurbreite erlaubte und das Rauschen erheblich minderte. Dr. Weber veranlasste Herrn Eduard Schüller (Schöpfer des K1) einen Zweispur-Magnetkopf zu bauen, dessen Volumen dem bislang üblichen entsprach, wodurch also die Spurbreite ca. der Hälfte entsprach. Der Tonträger hatte damals eine Breite von 6,5 mm (ab Mitte der 50er Jahre 6,3 mm wobei man dann in den Rundfunkanstalten auch von 76 auf 38 cm/s wechselte) mit einer Trennspur von etwa einem 1/2 mm. 76 cm/s ergab max. 22 Minuten Aufnahmezeit, so dass damals mehrere Maschinen für die Aufzeichnung von z.B. einer Operette benötigt wurden. Hierbei sei noch auf ein anderes Problem hingewiesen, nämlich die zunächst noch extreme Erhitzung des Löschkopfes, die man erst mit einer Frequenzteilerschaltung (80 kHz HF-Bias, 40 kHz Löschung) in den Griff bekam, was überhaupt Aufnahmen mit mehr als 7 Minuten Länge ermöglichte. 

Die ersten Zweispur-Test begannen bereits 1941/42, noch eher im Rahmen einer Forschungsarbeit zu sehen und nicht der Öffentlichkeit zugänglich. Neben den vorgenannten sensationellen Erfindungen reihten sich noch weitere etwa zeitgleich ein: die ersten Aufnahmen wurden mit (von der Decke) hängenden Mikrofonen durchgeführt, wobei man über dem Orchester 3 Mikrofone dreiecksförmig anordnete. Das mittige Mikrofon schwebte hinter dem Dirigenten und konnte über 2 Regler mehr dem linken oder rechten Kanal zugemischt werden, wobei hier sozusagen der Panoramaregler erfunden wurden. Auch wurden die Kohlemikrofone durch die erstklassigen Kondensatormikrofone (ab Version CM3) von G. Neumann ersetzt. Der Oberingenieur H.Krüger und Dr. Heck zeichneten für diese Aufnahmen verantwortlich.

Man konnte die Zweikanalaufnahmen anfangs nicht 'transportieren': es gab nur ein Zweikanaltonbandgerät und keine Kopiermöglichkeit bzw. Zweikanalsendemöglichkeit. Die ersten Zweikanal-Sendungen wurden übrigens in Ermangelung entsprechender Hochfrequenztechnik /Dekoder mit 2 UKW-Sendern und 2 Radioempfängern 1958 ertestet. Erst mit der Funkausstellung 1963 sollte der stereophone Rundfunk in Deutschland Einzug halten, die Schallplatte, sieht man einmal von den amerikanischen Versuchen seit Mitte der 20er Jahre ab, war bereits 1956 stereophon.

Erstaunlich die Tonqualität dieser Aufnahmen um 1943, die ein Unbedarfter durchaus auch auf die 70er Jahre datieren könnte. Mehr als 200 Stereoaufnahmen waren bis 1944 entstanden, darunter 5 komplette Opern einschließlich einer der kompletten Meistersinger aus Bayreuth (erste Stereoaußenaufnahme der Magnetbandgeschichte?) und nur wenige 38 cm/s-Kopien aus den 50ern erhalten.