Tipps zum Kauf eines Technics RS-Tonbandgerätes!

von Oliver

Für all Diejenigen, welche dem Traum verfallen sind, sich eine Technics-Bandmaschine zu kaufen, möchte ich ein paar Tipps mit auf den Weg geben. Prinzipiell ist die Technics RS eine sehr robuste Maschine, welche unter normalen Betriebsbedingungen und Pflege, durchaus ihre 20 Jahre ohne größere Verschleißerscheinungen wegstecken kann. Leider aber nicht der Normalfall und deswegen sollte man vor dem Kauf einige Dinge beachten und gegebenenfalls lieber auf den Kauf verzichten , als unnötigerweise sich mit der leidigen Ersatzteilbeschaffung herumschlagen!

Aus eigener Erfahrung und Recherche kann ich sagen, dass weltweit bei Matsushita/ Technics keinerlei Ersatzteile mehr verfügbar sind und oftmals eine Reparatur bei Panasonic abgelehnt wird.

Vorab sei erwähnt, dass die Modelle RS-1500 und RS-1506 technisch wie mechanisch absolut identisch sind! Die Ausführung als Halb- oder Viertelspur Maschine wird nur durch die Wahl der Tonkopfträgereinheit bestimmt. Hier lässt sich also die Konfiguration leicht durch einen zugekauften Kopf ändern!

Im Gegensatz zu vielen anderen Tonbandgeräten sind die Köpfe bei der RS, nicht der große Schwachpunkt in Sachen Verschleiß! ( außer bei jahrelanger SHAMROCK-Attacke!)

Wichtig beim Kauf ist darauf zu achten, ob die Tonkopfjustierschrauben nachträglich verändert wurden. Meist gut zu erkennen, da sich diese schwarzen Schrauben vorne auf der Kopfträgerplatte befinden! Jede unsachgemäße Veränderung beschädigt die Köpfe und verändert das Klangverhalten. Schon kurze Laufzeiten mit falscher Einstellung kann zu Beschädigungen führen. Die richtige Justage ist nur an Einmessplätzen durchführbar! Niemals nach Gehör!!! Ferner sollte man die Köpfe auch auf starken Einschlief hin prüfen, wobei man den Löschkopf etwas außer Acht lassen kann, da dieser nur aus Ferrit besteht und meist nach wenigen Betriebsstunden schon Schleifspuren hat. (linker unterer Kopf).

Oftmals können auch Oxidationen am Wahlschalter für die Spurarten, Ursache für einen Kanalausfall sein! ...ebenso die Steckkontakte der Kopfhalterung! Hier hilft eine kurze Behandlung mit "Balistol".

Thema Bremsen:

In 90% der Fälle wurden die Bremsen bei Technics Bandmaschine durch Ihre Besitzer niemals gewartet. Folgeerscheinung: ...nach dem Spulen kommt das Band nicht auf Zug zum Stand, sondern bildet eine Schlaufe, die Umlenkrollen gehen nach oben und betätigen einen Mikroschalter , welche die Steuerfunktionen blockieren. Die RS hat zwei hintereinandergeschaltete Bremssysteme. Eine elektronische, sowie eine mechanische Backen- bremse. Letztere ist der große Schwachpunkt aller Technics RS- Bandmaschinen. Die Belege bestehen aus Filzstoff und sind äußerst schnell abgenutzt. Ein Wechseln der Belege ist somit vorprogrammiert! Leider ist dieser Vorgang sehr arbeitsintensiv. Der gesamte Mechanikbereich der RS wird durch die Elektronik verdeckt. Die Maschinen sind zwar modular aufgebaut, jedoch oftmals sind die einzelnen Platinen durch lange Kabelbäume miteinander verbunden und schwer auszubauen! Vorsicht ! Alte Platinen sind durch die thermische Belastung mit den Jahren oft spröde geworden!

Auch das gesamte Federwerk ist oft nach 15-20 Betriebsjahren ausgeleiert! Meist werden die Federn nur noch durch den Klebstoff gehalten. Die Fehlerursache zeigt sich dann bei den Umlenkrollen, welche nicht mehr in Endposition gehen und die Motoren abschalten, nachdem das Band abgelaufen ist! Ein weiterer Indikator für alte Federn ist das schlechte Aufspulen des Bandes, da die Zugnachregulierung nicht mehr ausgleicht.

Es lohnt sich daher vor dem Kauf , die sechs rückwandigen Schrauben zu entfernen und einen Blick ins Herz des Gerätes zu wagen. Oftmals möchte man nach dem ersten Blick ins Innere sofort zum Sauger greifen, um den Wust von Staub samt eingetrockneter Spinnen zu entfernen! Staubansammlungen sind sicherlich mit den Jahren ernst zunehmende thermische und statische Schadensverursacher,....aber auch ein kleiner Garant dafür, dass an dieser Maschine nicht herumgefummelt wurde. Wie erkenne ich nun, ob die vor mir stehende RS ein Bastlermaschinchen ist, oder ein unbeflecktes Originalteil. Die meisten Reparaturmaßnahmen haben zur Folge, dass in 90% der Fälle, einer der vielen Kabelbäume gelöst wurden.

Technics benutzte zum Binden der Kabelstränge nicht die handelsüblichen IBM-Binder, sondern eigene dünne kugelkettenförmige Bindezurrer! Sollte man also auf irgendwelche IBM-Binder stoßen, ....oder gar lose Kabelbäume, ist das sicher ein Zeichen von nachträglicher Reparatur. Isolierbandfunde sollten direkt Alarm auslösen.

Die Capstanwelle ist auf absolut sauberen Rundlauf zu prüfen und darf keine Geräusche von sich geben! Die Bandtellerachsen sollten ebenfalls keinen "Schlag" haben. Oftmals kann man gerade bei dem höher beanspruchten Capstanmotor der RS 1700, Klopf-oder Klackergeräusche während des Bandstillstandes hören. Im Playmodus, wo sich die Andruckrollen wieder an die Capstanwelle legen, verschwindet dieses Geräusch! Hier sagt uns der Motor still und doch nicht leise, dass seine Lagerung defekt ist! Die Andruckrollen sollten übrigens einen Radius von mindestens 1,8cm haben.

Auch die Antriebsbänder des Zählwerkes werden oft spröde und reißen. Der Austausch ist ebenfalls sehr mühsam! Hin und wieder taucht ein markerschütterndes Geräusch beim Umspulen auf. Ein Zeichen für verharzte Schmierung der Schwungscheibe des Zählwerkantriebs!

Das Wechseln einer kaputten VU-Beleuchtung ist eine Schweinearbeit und sollte bei Verkaufsverhandlungen in Betracht gezogen werden. Vorsicht! Alle Schalter sind spezielle Technics-Ausführungen und können nur schwer durch Industriestandart ersetzt und platinengerecht eingebaut werden.

Guterhaltene Technics-RS Maschinen sollten sich beim Kauf in folgenden Preiskategorien bewegen:

TECHNICS RS-1500-1506 ca.: € 550.- bis € 800.- (inkl. Original-NAB-Adapter!) TECHNICS RS-1700 ca.: € 700.- bis € 1.100.- Remote (Kabel) ca.: € 130.- Haube ca.: € 100.- bis € 150.- Kopfeinheit (unbenutzt!) ca.: € 300.- bis € 450.-

Alte Maschinen erkennt man durch das "NATIONAL-LOGO" vor dem Schriftzug " Technics".

Oftmals werden in Internet-Auktionen , Technics-Bandmaschinen als Dachboden- oder Kellerfunde angepriesen, welche angeblich kaum oder seit Jahren nicht benutzt wurden! Klingt erstmal gut,…..man vermutet eine wenig abgenutzte Bandmaschine gefunden zu haben! Doch Achtung! Lange Lagerzeiten ohne Benutzung können ebenso schädlich für die Elektronik und diverse Gummiteile sein! Gerade die Kondensatoren auf dem logic-board für die Steuerfunktionen, neigen dazu "auszutrocknen", wenn das Gerät jahrelang ohne Stromzufuhr herumstand! Die diversen Gummibestückungen der Mechanik (z.B.: Muffen der Hydraulikdämpfung, Zählwerkriemen) sind meist durch die Überlagerung, spröde geworden. Die gesamten Schmiermittel von Lagern und Gestänge sind ebenfalls über die Jahre hinweg verharzt und blockieren somit die reibungslose Funktionalität der Bandmaschine.

Auch ein prüfender Blick ins Umfeld des Verkäufers verrät oftmals, ob dieser mit seinem Hab und Gut sorgsam umgeht oder nicht!

Werbeträchtige Verkaufsslogan wie: Kultmaschine, Rarität, Dachboden- und Kellerfund, Schnäppchen….etc. sind eher synonym für die Dollars im Auge des Verkäufers, weniger für einen echten HiFi-Sammler!

Bei weiteren Fragen stehe ich gerne mit Rat und Tat zur Verfügung!

Gruss 
OLIVER

Kontakt: Kennok@T-Online.de