NAB-freie Dreizackbefestigungen

Die gebräuchlichste Form der Spulenbefestigung/-aufnahme ist die NAB-freie. Es gibt hier wirklich viele verschiedene Konstruktionen und ich möchte im folgenden alle mir bekannten Spulenaufnehmer darstellen. (Beinahe) allen gemein ist der Dreizack. Sowohl die Spule als auch der Tellerdorn passen damit zueinander und ein größeres Verrutschen der Spule wird verhindert. Vermutlich hat es auch Konstruktionen mit weniger oder mehr Zacken gegeben, auf die ich jedoch, in Ermangelung an entsprechenden Geräten, hier nicht umfassend eingehen kann.

Arretierter Dreizack

Betrachten wir zunächst die wohl am häufigsten vorkommenden Spulenbefestigung: der um 60 Grad verdrehbare Dreizackdorn. Dabei besteht der Tellerdorn aus einem oberen Dreizackteil und einem unteren. Die Spule wird über beide geschoben, der obere Teil des Dornes wird dann um 60 Grad verdreht - die Spule ist damit vor dem Abfallen geschützt, ein Senkrechtbetrieb des Tonbandgerätes ist damit theoretisch möglich. Die meisten Konstruktionen beinhalten noch eine Feder, die den oberen Dornteil zum Teller zieht, damit wird ein geringer Anpressdruck auf die Spule ausgeübt und sie liegt etwas fester. 

Auch hier gibt es Ausnahmen von der Regel: nicht alle Dreizacks rasten bei 60 Grad Verdrehung ein (z.B. Revox B77). Andere sind so klein und schwergängig, dass es nicht wundert, wenn die heute angebotenen Geräte zumeist den einen oder anderen Flügel verloren haben oder schon Teller deswegen gewechselt werden mußten (ASC bzw. Braun).

An den folgenden Bildern (Philips 4515) sieht man deutlich, dass die Flügel angeschrägt sind. Obwohl dies scheinbar die feste Arretierung der Spule nicht beeinflusst, erscheint mir diese Konstruktion zumindest merkwürdig.

Einteiliger Dreizack

Dicht gefolgt von dieser Konstruktion, kommt der einteilige Dreizackdorn: die Spule wird lediglich draufgelegt, eine Verriegelung erfolgt jedoch nicht. Damit könnte die Spule bei hohen Umspulgeschwindigkeiten abheben bzw. bei Senkrechtbetrieb des Gerätes herunterfallen. So ausgestattete Geräte spulen jedoch weder schnell um, noch sind sie für Senkrechtbetrieb gedacht ;-) Es gibt Geräte, die eine Rückhaltevorrichtung im Deckel integriert haben - sobald man den Deckel zuklappt, sind auch die Spulen weitestgehend arretiert. Wurde hier in weiser Voraussicht alles, was sowieso nicht funktionieren konnte, weggelassen - wenn ja: vorbildlich ;-)

Quetschdorn

Die Firmen Denon und Ampex haben z.B. ebenfalls nur einen einteiligen Dreizack, jedoch wird dieser zum Tellerboden hin dicker bzw. geht wie auf dem Bild unten weiter auseinander. D.h. je weiter man die Spule auf den Dorn drückt, desto stärker wird sie arretiert. Auch hier ist ein Senkrechtbetrieb nur unter Vorbehalt gefahrlos möglich.

Klapp-/Schiebdorn

Grundig baute (z.B. TK 6) einen Klappdorn. Der obere Teil des Dornes war nicht als Dreizack ausgelegt, sondern wurde heruntergeklappt und durch den Dorn geschoben, so dass der Klappdorn die Spule an zwei Stellen arretierte.

Klappdorn

Telefunken baute in die M 2000/3000/3002 ebenfalls einen Klappdorn ein, der mir von allen Dornen der bedienungsfreundlichste ist: sobald die Spule auf dem Dreizack des Tellers liegt, klappt man die obere Hälfte des Dornes um 90 Grad um. Fertig. Schneller kann man eine Spule wohl kaum arretieren. Dabei ist auch hier eine ausreichend starke Feder im Spiel, so dass ein Senkrechtbetrieb problemlos möglich ist.

Verschraubbarer Dreizack

Absolut HighEnd ist wohl der große und verschraubbare Dorn bei Teac: wie der eingangs beschriebene zweiteilige Dorn wird auch hier die Spule über die beiden Dreizackteile aufgelegt, dann jedoch wird der obere Dreizackteil nicht einfach verdreht, sondern verschraubt. Folge: die Spule sitzt richtig fest.

Verschraubbare Mutter

Das Verschrauben ist jedoch nicht neu: schon in der Frühzeit des Tonbandgerätes hatten die besseren Geräte, vor allem, wenn sie senkrecht bzw. schräg betrieben werden sollten, Verschraubvorrichtungen. Hierbei bestand der Tellerdorn wieder aus nur einem Teil, unten als Dreizack ausgelegt, jedoch oben mit einem Gewinde. War die Spule aufgelegt, konnte man die lose 'Mutter' aufschrauben. Der Nachteil liegt auf der Hand: derartige lose Muttern gehen gerne stiften... (noch ein Beispiel siehe unten auf dem Bild der Gummipfropfen)

Simonetta-Lösung:

Mitführnase

Nochmal die Simonetta:

Man sieht hier neben der Schraubachse der Simonetta auch eine Beschädigung des Papieraufklebers (blauer Pfeil). Es gab nämlich auch Tonbandgeräte, die einen Docht auf dem Teller in dieser Position hatten, um die Spule zu greifen. Standard- bzw. Normspulen hatten hierfür 2 bis 3 Löcher vorgesehen, versteckten diese jedoch meistens unter ihrem Papierlabel.

 

Gummipfropfen

Eine aus Japan importierte Unart bzw. Billigstlösung sind die Gummipfropfen. Der Dorn ist wieder einteilig ausgelegt, bei Senkrechtbetrieb wird empfohlen, die mitgelieferten Gummipfropfen auf den Dorn zu drücken. Nachteile: auch hier gehen die losen Teile gerne verloren; im Laufe der Zeit leiern die Gummis aus und kommen ihrer Halteaufgabe dann nicht mehr nach. Manche Geräte (Akai) konnten im Liegendbetrieb Umspulgeschwindigkeiten erreichen, die ein Abheben der Spulen verursachen. Auch hier muss dann ein Gummihäubchen aufgesetzt werden. 


Anm.: auf dem Bild ist auch die Kunststoff-'Mutter' der Byer-Maschine zu sehen.

Die polnische Tonbandschmiede Unitra meinte es mit ihren Tonbandkäufern gut und verpasste ihren Gummipfropfen ein dekoratives Alu-Hütchen:

Metallpfropfen

Ebenfalls zur Gattung 'Hütchen' gehört die Lösung von SABA für die 600 SH: hier wird eine samtbelegte Aluplatte auf den Dorn gesetzt und durch eingebauten Federdruck verklemmt. Interessant ist hierbei einerseits die Schonung der Spulenoberfläche bei gleichzeitiger Vermeidung von Klappergeräuschen durch den Samtbelag, andererseits die kreisrunde Arretierung der Spule. Dennoch ist diese Lösung nicht unbedingt für Senkrechtbetrieb geeignet. 

Eindorn

So richtig billig wird es, wenn es dem Hersteller nicht einmal zu einem Dreizack reichte, sonder er lediglich einen Zacken an der Tellerachse hat. Man muss wohl nicht erwähnen, dass auch jedwede Spulenarretierung fehlt...

Viele tragbare Geräte verfügten über einen einzelnen Zacken, der jedoch federnd gelagert war und somit einen einfachen Anpressdruck bzw. ein Einrasten bewirken konnte.

Grundsätzlich gilt jedoch, dass keines der mir bekannten System (außer vielleicht dem oben beschriebenen Denon/Ampex-System), die Spule zentriert, um eine Unwucht zu verhindern. Nicht nur aus diesem Grund wird nach wie vor allerorten empfohlen, anstelle der schweren Metall- die leichteren Kunststoffspulen zu verwenden. Auch die bei den beschriebenen Arretierungsverfahren oftmals mangelnde Haltekraft, kann beim Betrieb von Metallspulen überfordert werden.

Befragt nach den besten Spulenarretierungen, komme ich dabei zu folgender persönlicher Bestenliste:

  1. Teac, verschraubbar, gross und griffig - schlicht und ergreifend professionell
  2. Philips ab Mitte der 70er, leichtgängig, wertig, gross und griffig, 60 Grad Verdrehung
  3. Telefunken Klappdorn, nicht ganz so arretierend, jedoch am schnellsten zu bedienen. Spaßfaktor = 100%

 

Ein Dank an alle, die an der Erstellung dieser Seite mitgeholfen haben, z.B. Gerald, Hans-Jürgen, Michael...!!!